Modernste technische Geräte für
den Büroalltag könnten sich in naher Zukunft in weichen Stofftieren
verbergen.
Wenn wir doch alle eine Sekretärin hätten. Eine nette, ältere
Dame im Karokostüm, die Kaffee kocht, den Terminkalender organisiert
und aufdringliche Anrufer abwimmelt. Leider kann sich das nicht
jeder leisten. Aber dafür ein Plüschtier kaufen. Das „Cellular
Squirrel“, eine Erfindung des Schweizers Stefan Marti, ist über eine
drahtlose Bluetooth-Verbindung mit dem Handy verbunden. Klingelt ein
Anrufer, misst das das fluffige Stoff-Eichhörnchen mit den vielen
Kabeln im Bauch über Sensoren, wie beschäftigt der Besitzer ist, und
siebt dann die Anrufer nach Wichtigkeit. Nur die wichtigsten Anrufe
lässt das „Animatronic“, das animierte Elektrogerät, durch.
„Heutige Handys unterbrechen uns oft in unangemessenen Momenten.
Das Läuten ist sehr schwer zu ignorieren“, sagt
Eichhörnchen-Erfinder Marti im Gespräch mit dem „Kölner
Stadt-Anzeiger“. Nicht so das „Cellular Squirrel“: Lässt es einen
Anruf durch, klingelt es nicht wie ein Durchschnittshandy mitten in
der Besprechung mit dem Chef, sondern zwinkert dem Besitzer zu und
wackelt desto heftiger mit dem Schwanz, je wichtiger es den Anruf
bewertet. Will man den Anruf annehmen, drückt man dem Tierchen die
Pfote und geht dann ans Telefon oder spricht direkt durch das
„Cellular Squirrel“. Mit einem Druck auf die Hinterpfote kann man
das Eichhörnchen zum Schweigen bringen. Es rollt sich dann wieder
wie zum Schlafen zusammen. Vorgängermodelle des Eichhörnchens waren
ein Hase und ein Papagei. „Wir wollten etwas Süßes haben, damit die
Leute ihm positiv begegnen“, sagt Marti.
Nach einem ähnlichen Prinzip wie das „Winken statt Klingeln“ des
Eichhörnchens funktioniert die Plastikkatze „iCat“ von Philips. Wie
eine Computermaus ist sie eine Art Brücke zwischen Mensch und
Computer - nur vermittelt sie im Gegensatz zur Plastikmaus auch eine
Art soziale Wärme. Sie erkennt und imitiert Gesichter und
Stimmungslagen, kann Körpersprache einsetzen und sprechen. „So wird
»iCat« zu einem wahren Begleiter“, heißt es bei Philips.
Serienreif sind die Animatronics allerdings noch lange nicht. Und
auch, ob die verkabelten Tiere wirklich das soziale Leben
verbessern, sei dahingestellt. Denn wer weiß, wie der Chef reagiert,
wenn statt des Handyklingelns ein winkendes Plüsch-Eichhörnchen die
Besprechung unterbricht? Das Problem kennt auch der Erfinder Stefan
Marti: „Es wird fünf Jahre dauern, bis die Leute akzeptieren, dass
man mit einem Eichhörnchen statt mit dem Telefon redet.“ In
entsprechender Stückzahl produziert, könnte ein „Cellular Squirrel“
mit integriertem Handy etwa so viel kosten wie ein normales
Mobiltelefon. Damit ist es auf jeden Fall billiger als eine
Sekretärin aus Fleisch und Blut.
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cellularsquirrel
(KStA)